ROBOTIK: WELCHE USE CASES DIE PRODUKTIVITÄT DER FOODBRANCHE STEIGERN

Veröffentlicht am 10. Juni 2025 um 08:37

Robotik ist längst mehr als ein Schweißarm im Automotive-Werk. Vom hygienischen Delta-Picker über mobile Freezer-Shuttles bis hin zur vollautonomen Kochstation skaliert die Technologie heute entlang der gesamten Food-Wertschöpfungskette.

Dieser Beitrag bündelt die relevantesten Robotik­klassen, illustriert praxiserprobte, Use Cases und schließt mit fünf handfesten Handlungsempfehlungen – inklusive konkreter KPI-Hebel für Geschäftsführung Technik- und Produktions­leitung.

 

WARUM ROBOTIK IM EINSATZ?

Mindestens eines dieser fünf Argumente zahlt aufs Konto der Effizienz ein

1. Hygienische Industrieroboter bilden den Produktivitäts-Turbo

Moderne 6-Achser aus Edelstahl erreichen IP69K, widerstehen aggressiven CIP-Medien und sind bei Schneid-, Dosier- oder Verpackungs­aufgaben problemlos simultan schäum- und reinigbar. Für Euch als Verantwortliche bedeutet das: weniger Produktions­stopps, konsistente Losgrößen und nachweisbare Rückverfolgbarkeit – essenziell bei Audits.

 

2. Cobots bringen Flexibilität dorthin, wo Variantenvielfalt schmerzt

KI-gestützte Pick-&-Place-Cobots wie der tog.519 greifen ungeordnetes Gebäck oder Snackriegel ohne manuelle Programmierung; ein Auftrag wird per Tablet umgelernt, die Anlage läuft nach einer Schicht­pause wieder an. Gerade KMU-Lebensmittelproduktion kann so saisonal oder kunden­spezifisch produzieren, ohne Spezial­greifer wechseln zu müssen.

 

3. AGV-/AMR-Flotten* sichern den “kalten Datenfluss” im Tiefkühl­lager

Freezer-taugliche Fahrzeuge mit LiDAR-Navigation funktionieren bis −30 °C, führen Paletten automatisiert der Schock­froster­zelle zu und melden Chargen in Echtzeit an das MES**. Unternehmen senken damit Transport­schäden, verkürzen Suchzeiten und realisieren bis zu 15 % Energie­einsparung durch optimierte Türzyklen.

 

4. Serviceroboter heben Hygiene 4.0 auf die Fläche

Autonome Scheuer- oder UV-C-Roboter entlasten Reinigungsteams, schaffen reproduzierbare Hygieneleistungen und liefern digitalen Nachweis für IFS/BRC-Zertifizierungen. Gleichzeitig sinken Personaleinsatz­kosten um bis zu 20 %, und Mitarbeitende können wertschöpfendere Aufgaben übernehmen.

 

5. Feldroboter schließen die Automatisierungs­lücke im „Farm-to-Fork“-Prozess

Ernte- und Pflege-Roboter für Obst- und Gemüse­kulturen reduzieren Ernteverluste, wenden Dünger exakt teilflächenspezifisch an und minimieren Pestizid­menge. Das verbessert Rohwaren­qualität schon vor dem Werkstor, reduziert CO₂- und Wasser­fußabdruck und stärkt die Supply-Chain-Resilienz gerade in Hitze- oder Arbeitskräfte­knappheit.

 

6. Kochroboter

bereiten On-Demand-Gerichte in Betriebskantinen zu, gesteuert durchKI-Betriebssystem für autonome Küchenlösungen

* Automated Guided Vehicles (AGV)

  • Fahren auf vordefinierten Routen (Magnetstreifen, Induktionsschleifen oder Laser-Reflektoren).
  • Treffen ihre Wegentscheidungen nicht autonom; sie gelten laut ISO 8373 daher als robotische Geräte, nicht als „Roboter“ im engeren Sinn.

* Autonomous Mobile Robots (AMR)

  • Nutzen LiDAR, Kameras, SLAM-Software und On-Board-KI, um selbstständig Hindernisse zu umgehen, Routen neu zu planen und in gemischtem Personen- und Staplerverkehr zu navigieren – ohne bauliche Leitbahnen. 

** Manufacturing Execution System (MES)

ist eine Echtzeit-Softwareschicht, die zwischen der Unternehmens­ebene (ERP) und der Maschinen­steuerung (PLC/SCADA) sitzt und sämtliche Produktions­schritte überwacht, steuert und lückenlos dokumentiert. Dadurch sehen Entscheider sofort, was, wann, wo und wie produziert wird – vom Rohstoff bis zum verpackten Endprodukt. 

* MES Schlüssel­funktionen speziell für die Lebensmittel­branche:

  • Rezept- & Batch-Management (z. B. Fett-, Salz-, Allergenprofile)

  • Rückverfolgbarkeit & Compliance nach IFS/BRC/FDA – Ausgabe des lückenlosen „as-built record“

  • Qualitäts- und SPC-Module (Statistical Process Control) für Inline-Kontrollen (pH, Gewicht, Metalldetektion). SPC-Module sind Software- oder Hardware-Komponenten, die in automatisierte Produktions- und Qualitätssicherungssysteme integriert werden, meist als Ergänzung zur SPS-Steuerung.

  • SPS (speicherprogrammierte Steuerung) übernimmt bei Robotikanwendungen die zentrale Steuerung und Überwachung aller Abläufe. Sie verarbeitet Eingangssignale von Sensoren, steuert die Bewegungen von Aktoren (z. B. Roboterarmen) und führt automatisch hinterlegte Programme aus, um komplexe Sequenzen sicher und flexibel abzuwickeln.
  • Echtzeit-OEE-Dashboards inklusive Stillstands- und Ausschuss­gründe. Diese Funktionen unterstützen Hersteller nachweislich bei der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben und reduzieren Fehlchargen.

ROBOTIK-SYSTEME FOODBRANCHE INDUSTRIE 4.0

TYPISCHE USE CASES

KERN-NUTZEN

INDUSTRIEROBOTER

Hochgeschwindigkeits-Portions- und Schneidelinien, Abfüllen, End-of-Line-Palettierung

Kontinuierliche 24/7-Qualität,

Senkung von Ausschuss und Give-away, hygienisches Design erleichtert CIP

COBOTS (KOLLABORATIVE ROBOTER)

Pick-and-Place variantenreicher Süßwaren, Packaging von Frischeartikeln, ergonomische Palettierung

 

Flexibles Umrüsten in Minuten, Platzersparnis ohne Schutzzäune, Entlastung bei ergonomisch kritischen Aufgaben

SERVICEROBOTER/HYGIENEROBOTER

 

Autonome Nassreinigung von Produktions­bereichen oder Gängen, UV-Desinfektion

Dokumentierte Hygienestandards, konstante Reinigungs­qualität, Entlastung Reinigungsteams

AGV-/AMR-FLOTTEN

Rohstoff-Nachschub in Mischereien, vollautomatischer Tiefkühltransport    (–25 °C), Kommissionierung in Frischelagern.

Prozess­sicherheit, Rückverfolgbarkeit,

bis zu −30 % innerbetriebliche Durchlaufzeit

AGRARWIRTSCHAFT ROBOTER

Präzisionsernte von Beeren oder Salat, selektives Sprühen, Unkraut­management

Reduzierter Pestizid­einsatz, bis 24 h-Erntefenster, Entschärfung des Fachkräfte­mangels auf dem Feld

KOCH-ROBOTER

Betrieb autonomer Küchenlösungen in geschlossenem Container: Zubereitung von Bowls und Wok-Gerichten nach individueller Menüauswahl zu jeder Zeit

Foodwaste Reduzierung, Unabhängigkeit von Zeit und Personal, automatische Dosierung der Zutaten nach Rezept- und Prozessvorgaben

PRAXISNAHE USE CASES

  • Pick-and-Place von Pralinen: Ein Cobot erkennt mithilfe von KI-Bildverarbeitung die Lage filigraner Pralinen, greift sanft mit Silikon-Greifer und bestückt Blister – Umrüstzeit für neue Sorten < 10 Min.

 

  • Freezer-AGVs im Tiefkühlpizza-Werk: fahrerlose Transport­fahrzeuge übernehmen Paletten­einlagerung bei −25 °C, senken Fehl­einlagerungen auf < 0,2 %.

 

  • Kollaborative Palettierung von Snack-Beuteln: MA legt oder Förderband führt Beutel in den Greifbereich (Containerbox); Cobot greift und stapelt in Packkartons, automatische Lagen­wechsel, Zykluszeit 8 s.

 

  • Autonome Nass­reinigung einer Schäl­kochlinie: Reinigungsroboter schrubbt nach Produktions­schluss den Boden, dokumentiert gefahrene Routen für Audits; Personal spart täglich 1,5 h.

 

  • Erdbeer-Ernterobotik: Vision-System lokalisiert reife Früchte, vakuum-unterstützter Greifer erntet ohne Druckstellen; Verluste sinken um 15 %, Saison-Arbeitskosten um 30 %.

HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN

  • Roadmap definieren:

    Lege  prozess­kritische KPIs fest (Linien-OEE, Hygienekosten, Lager­durchlaufzeit) und mappe  sie auf die oben genannten Robotikklassen.
  • Hygiene-Design checken: 

      Achte bei Industrierobotern auf IP- und EHEDG-Konformität, bei Cobots auf lebensmittel­verträgliche Fette und einfache CIP-Fähigkeit.

  • IT-/OT-Integration früh planen:

    AGV-Flotten entfalten ihre Wirkung erst, wenn sie mit ERP/MES synchronisieren; Budgetiere > 15 % des Projekts für Schnittstellen.
  • Changemanagement --> Mitarbeiter beteiligen:

    Cobots und Serviceroboter werden Akzeptanz­schübe, nicht Jobkiller – investiere in Schulungen für Bediener*innen, um Ownership zu schaffen.
  • Erst Pilot erfolgreich umsetzen, dann skalieren:

    Starte schlank (z. B. ein Palettier-Cobot oder drei Freezer-AGVs) mit messbaren Zielen; positive ROI zeigen Erfahrung nach < 24 Monaten.

FAZIT

Die vorgestellten Robotik­technologien zeigen eindrucksvoll, dass Lebensmittel­betriebe heute aus einem breiten Portfolio wählen können – vom hoch­präzisen Schlauch­beutel-Packer bis zum selbst­fahrenden AMR-Vehicle. → Tiefkühl-->Tiefkühl-Shuttle, von der Cobot-End-of-Line Packstation ab ins Tiefkühllager!

Wer Hygieneroboter und Cobots richtig kombiniert, steigert Produktivität, senkt Personalkosten und schafft resilientere Prozesse entlang der gesamten Food-Supply-Chain.

Jetzt ist der Zeitpunkt, Pilotprojekte in Produktion, Logistik und Hygiene zu initiieren und dadurch den Vorsprung in Effizienz, Nachhaltigkeit  sowie Lebensmittelsicherheit zukunftssicher auszubauen. 

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